Heute morgen um 7:30 Uhr im Kiosk von Klaus auf der Kerkener Straße in Kempen:

Ein Junge: „Ich hätte gern…“

Klaus: „Erst mal sagt man Hallo wenn man hier reinkommt.“

Der Junge (zaghaft): „Hallo.“ Kurze Pause. „Ich hätte gern für 50 Cent…“

Klaus: „Na also. Geht doch.“

Gut gemacht Ihr beiden.

1 Kommentar zu “Im Kiosk

  1. Peter W. Sawatzki

    Hier ist das anders.

    Ich komme in eine Bäckerei und möchte sechs Brötchen kaufen. Schon mit meiner Bestellung ecke ich an.

    „Brötchen?“, schrillt mich die unangenehme Stimmer der Verkäuferin an. „Brötchen? Ach sie meene Weck!“

    In der Eile und vom schier unüberschaubaren Angebot an Backwaren übermannt, hatte ich vergessen, daß die kleinen Brote, die man landauf landab Brötchen, Semmeln oder Rundstück nennt, hier im Badischen Weck heißen.

    Es ist ja sowieso eine Seuche! Kaum hat man einen Laden betreten, gibt es nur zwei Alternativen. Entweder die Verkäuferin telefoniert mit Uschi und bedient einen, wenn überhaupt, nur zögerlich, aber ganz sicher wortlos und so ganz nebenbei. Oder sie hat Lust und steht quasi schon mit der offenen, gefüllt wollenden Tüte in der Hand und nervt durch ständiges „Sonst noch was?“.

    Ich habe dann keine Zeit, mich richtig umzusehen und was auszusuchen. Ich kaufe dann immer sechs Brötchen.

    Es ist nämlich auch so, daß just in dem Moment, wo ich etwas unschlüssig sehen will, was es so alles gibt, und obwohl die Bäckerei den ganzen Tag immer ganz leer ist, drei Hausfrauen direkt nach mir den Laden betreten und es ganz eilig haben.

    Ich spüre förmlich in solchen Momenten, daß es da eine bestimmte Form der nonverbalen Kommunikation zwischen den Frauen hinter mir und der Verkäuferin gibt. So eine Art von Kommunikation, für die uns Männern im Verlaufe der Evolution die Antennen abhanden gekommen sind.

    Doch irgendwo im oberen Zipfel meines Rückenmarks habe ich noch so kleine Stummel von diesen Antennen, vermute ich mal.

    Ich kann nämlich noch spüren, daß sie kommunizieren, diese anderen Wesen, die wir Frauen nennen. Und diese Kommunikation besagt in etwa: Ach, weiß da wieder einer nicht, was er will? Oder: Draußen sitzt Sven-Björgen im Fahrradanhänger und ich muß hinter diesem Gelegenheitseinkäufer jetzt warten!

    Egal, in der Quitessenz bedeutet es immer: „Beeil dich, du Depp! Du Mann, du!“

    Das sind dann Momente, wo ich meinen inneren Einkaufszettel wieder zuklappe und immer sechs Brötchen kaufe.

    Am besten geht das, wenn die die Brötchen ganz vorne in der Theke liegen haben. Dann kann ich nämlich sagen, was ich will. Ob ich Brötchen, Schrippen oder Weck sage ich egal. Ich könnte vermutlich auch sagen: „Ich hätt‘ gern sechs von den alten Wollsocken da!“
    Wenn die Brötchen vorne liegen, kann ich nämlich mit dem Finger drauf zeigen.

    Aber diesmal war es anders. Ich war mit der Bäckereiwarenfrisch- und fachverkäuferin ganz allein und die Brötchen, die wollte ich dieses Mal wirklich, lagen hinter ihr in großen Körben. Und zwar verschiedene Sorten.

    Mit einem etwas mitleidigen Lächeln sagt sie nochmals: „Des sin bei uns Weck!“

    Ich sage also ganz brav: „Dann hätte ich gern sechs Weck.“

    Es sind die letzten Weck dieser Sorte und sie tut sie in die Tüte. „Sonst noch was?“

    Ich mache so eine Handbewegung und das dazu passende Gesicht, als ich mich noch in der vorderen Auslage umschaue. Mir steht mein Sinn so nach irgendetwas ganz besonders Süßem.

    In diesem Moment wird die traute Zweisamkeit durch eine Rentnerin unterbrochen, die den Laden betritt.

    Da ich, typisch Mann, immer noch unentschlossen bin, bedient die Verkäuferin zwischendurch die Rentnerin.
    Die sagt, einen Blick in den nun leeren Brötchenkorb werfend: „Sin die Weck weg?“
    Die Verkäuferin antwortet: „Jo, die sin all all.“
    Die Rentnerin: „Dann nehm ich ein Mischbrot.“
    „Geschnitten?“
    „Nee, in Scheiben!“

    Ja, so sind sie hier. Inzwischen habe ich ein leckeres Plätzchen entdeckt. So groß wie ein Bierdeckel, offensichtlich Sandteig, mit einem Loch in der Mitte, in das man Marmelade gefüllt hat.

    Die Rentnerin hat bezahlt und ist wieder weg und ich deute auf das Marmeladenplätzchen und sage: „Ich hätte gerne noch eins von diesen Plätzchen mit der Marmelade in der Mitte.“

    Die Verkäuferin hat offenbar so eine bodenlose Frechheit noch nie erlebt. Da kommt doch tatsächlich ein Hochdeutscher in ihren Laden und will ein Plätzchen mit Marmelade in der Mitte! Unglaublich!

    Sie plustert sich auf, sprengt bald ihren weißen Kittel und belehrt mich, den Zorn kaum unterdrücken könnend: „Das sind Pfauenaugen und eins kostet 2,98!“

    Aha, Pfauenaugen… Das hätte ich eigentlich wissen müssen. Obwohl… wenn ich es mir so recht überlege, sieht das Plätzchen eher so aus wie ein Spiegelei mit rotem Dotter….

    Ich hab’s dann doch nicht genommen, das Pfauenauge. Nicht wegen seines Namens und auch nicht wegen seiner Ähnlichkeit mit einem blutigen Spiegelei, sondern wegen der 2,98.

    Zu Deutschmarks Zeiten hätte ich niemals 6 Mark für ein bierdeckelgroßes dünnes Plätzchen ausgegeben. Und zu Eurozeiten mache ich das auch nicht!

    Egal! Mir werfen manche vor, daß ich immer noch in Deutschmark umrechne und oft auch die Preise nochmals umgerechnet wiederhole. Aber nur auf diese Weise kann ich das Gefühl be- und erhalten, wie teuer alles ist, wie teuer alles geworden ist.

    6 Mark für ein Plätzchen!

    Mehl kostet bei Aldi 39 Cent, Zucker 69 Cent, Fett und Eier zusammen 1,50. Im Kopf gerechnet sind das 2,58 zusammen. Ich überlege, wie teuer wohl der Strom ist, wenn ich selbst Plätzchen backe und denke daran, daß ich auch noch ein Glas rote Marmelade brauche.
    Für 3,11 Euro kann ich drei Bleche, vielleicht vier, von diesen Pfauenaugen backen. Das sind rund 50 bis 60 Plätzchen.

    Aber vermutlich hat der Bäcker ja vergoldeten Zucker genommen…

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