Etikette Leben & Tod Politik

Stolz, Nationalstolz, Missionierungen

Eine komische Sache ist das mit dem Stolz. Wer kann auf was stolz sein? Es gibt Komplimente wie „Du bist hübsch“, die bei fast jeder Frau ein gesundes Lächeln ins Gesicht zaubern. Trotzdem ist das nicht wirklich etwas auf das man stolz sein kann, oder? Genauso wenig wie man auf „seine“ nationale Fussballmanschaft oder einen deutschen Papst stolz sein kann. Was hat man dafür getan, hübsch, intelligent oder Deutsch zu sein? Man hat es so mitbekommen, ist dort geboren worden. Dafür kann man nichts.

Überhaupt hat Stolz etwas Merkwürdiges. Manch einer ist stolz Deutscher zu sein. Hat er dazu etwas getan? Ist es auf seinem Mist gewachsen, dass es hier in Deutschland besser zugeht als in einem anderen Land? Dass es hier einen Krieg gegeben hat, aus dem kluge Männer und Frauen gute Grundlagen für Gesetze und Staat gebildet haben? Nun kann man ja argumentieren, dass jeder etwas beisteuert. Das ist sicher richtig, aber man sollte mit dem Stolz doch etwas vorsichtig sein. Zu leicht denkt man beim Stolzsein an sich und nur an sich selbst.

Stolz, Nationalstolz, Missionierungen

Stolz ist häufig verantwortlich für so manche Ausgrenzung anderer. Nationalstolz führt ganz oft dazu andere abzulehnen. Ausländer abzulehnen, obwohl wir gerade heute überhaupt nur noch alle Ausländer überall sind. Es führt dazu sich als Deutscher oder Landsmann anderer Nationalität herauszustellen und sich in einer anderen Umgebung als der gewohnten daneben zu benehmen. Ich lebe in der Hoffnung, dass sich mal irgendwann etwas ändert an Nationalgedanken in Richtung Globalem Denken. Was hilft es uns wenn die Amerikaner und Chinesen rücksichtslos mit unserer Welt umgehen? Da kann man kaum denken: daran bin ich nicht schuld, ich bin anderer Nationalität. Da muss man denken: Es wird Zeit den Menschen zu erklären, was es heißt um 5 vor 12 noch nicht einmal Kyoto unterschrieben zu haben. Sonst sind wir hier genauso betroffen wie alle anderen Menschen, Lebewesen und unsere Erde. Dafür haben wir alle eine Verantwortung.

Nationalstolz kann auch prima für Kriege herhalten. Hat er schon so oft getan. Wir haben gelernt aus dem falschen Nationalstolz der „Deutschen“ vor 60 Jahren. Man schaue sich einmal an, welche Kriege z.B. die amerikanische Regierung anzettelt, die man gut und gerne als völlig unsinnig und unbegründet sehen darf. Die Regierung meint sie müsse, weil sie eine bessere Nationalität/Glauben hat, in anderen Ländern eingreifen und dort alles auf Kapitalismus umstellen. Es geht dabei oft nicht um Demokratie, sondern mehr um die Ressourcen der Länder. Ist schon eine tolle Sache so überzeugt von seiner Sache und seinen Werten zu sein, dass man stolz drauf ist. Das kann man besser für sich behalten und tolerant mit den Ansichten, Glauben und Werten anderer sein.

Können wir stolz auf uns sein? Würden kleine grüne Männchen uns wählen, wenn sie die besten 10 Kreaturen dieses Planeten in Ihrer Untertasse mitnehmen müssten? Sie lachen bei der Vorstellung? Man stelle sich vor, die wären gelandet und dürften wählen ohne unsere Überheblichkeit im Kopf zu haben. Was würden sie denken über Atombombenbastler, Krieger, Verbrecher, Brandstifter, Vergewaltiger, Raucher, Menschen, die Tiere züchten um sie dann gegen Profit in einer täglichen Massentötung ins Kühlregal zu bringen? Würden sie sagen: Die haben aber Kultur, die müssen wir kennen lernen. Oder würden sie lieber ein paar tolle Schimpansen, OrangUtans, Tiere, Pflanzen und Steine mitnehmen, die zum großen Teil friedlicher sind, mehr Moral und Sozialverhalten zeigen in Krisen wie denen von New Orleans?
Wir wären sicher verwundert und würden uns vielleicht fragen, wo unser Stolz herkam bevor die Außerirdischen uns ignorierten und es vorzogen Affen mitzunehmen.

Es ist vielleicht nicht verkehrt, stolz zu sein über seine Leistung, sein Engagement oder darüber wenn man in einer guten Umgebung (wie Elternhaus, Kirche, Schule oder Kampfkunst) Moral lehrt, lernt und täglich umsetzt. Vielleicht sollte man aber im Hinterkopf behalten, wer dazu auch maßgeblich beigetragen hat: Eltern, Lehrer, Mitmenschen, Partner. Es ist dann schon etwas leichter mit dem Begriff „Stolz“ umzugehen.

2 Kommentare zu “Stolz, Nationalstolz, Missionierungen

  1. Haben Sie mal gefragt woher die Kampftrinker kamen? Ich würde noch heute jede Wette halten, daß die aus Hessen kamen. Sorry an die Hessen – Ihr könnt nicht alle was dafür.

  2. Peter W. Sawatzki

    Ich bezweifle, ob man nur auf Dinge stolz sein kann, zu denen man selbst aktiv etwas beigetragen hat. Was bleibt denn dann noch? Dieser Stolz, wenn man mal wieder was selbst gemacht hat, wie uns die Hornbach-Reklame weismachen will?

    Stolz hat IMHO auch etwas damit zu tun, daß man sich über etwas freut, daß man sich mit etwas identifizieren kann, daß man für sich persönlich Individualität oder auch Gemeinsamkeit erkennt und begreift.

    Vielleicht ist stolz aber auch einfach die falsche Vokabel… Jedenfalls bin ich stolz darauf, daß mich so groß bin. Das gefällt mir gut und ich finde es äußerst praktisch. Sie glauben gar nicht, wie oft ich in Supermärkten von hübschen jungen Frauen angesprochen werde, um mal eben was oben aus dem Regal zu holen. Und daß sich diese jungen Frauen an mich herantrauen, liegt wiederum an meinem Bauch. So ein Kuschelbär ist nicht gefährlich (Gruß an Bruno!). Also bin ich auch ein wenig stolz auf meinen Bauch (zu dem ich übrigens tatsächlich aktiv etwas beigetragen habe!) ((aber das werden Sie nach intensivem Gebrauch ihrer DELIZIO ja dann auch noch sehen :-) )).

    Stolz bin ich darauf, daß ich seit 1979 den Führerschein habe und noch nie einen Unfall verschuldet habe. Ich bin auch stolz darauf, daß ich nicht doof bin und vor allem bin ich stolz darauf, daß ich nicht so bin wie viele andere.

    Stolz darauf, ein Deutscher zu sein, war ich eigentlich noch nie. Anke und ich sprechen immer Kauderwelsch oder Englisch, wenn wir im Ausland sind, damit wir nicht mit den anderen Deutschen über einen Kamm geschoren werden.

    Ich erinnere mich an meine Kanada-Reise vor mehr als 10 Jahren. Ich stehe mit meiner Frau an den berühmten Niagara-Fällen und bewundere die Landschaft und das Getöse. Neben uns baut sich eine Gruppe echter Deutscher auf. Die Männer tragen Shorts, Kniestrümpfe und Sandalen. Die Frauen tragen vorwiegend Taubstummenhosen (man hört nix, sieht aber, wie die Lippen sich bewegen). Allen gemeinsam sind T-Shirts mit der Aufschrift „Deutscher Kampftrinker“.
    Dann stehen sie endlich in Reih‘ und Glied und singen sehr atonal: „Warum ist es am Rhein so schön?“
    In der nahegelegenen Snackbar machen sie danach Theater, weil es keine Schnitzel und keine Rollmöpse gibt und weil der (kostenlose!) Kaffee nicht vorschriftsmäßig gebrüht ist.
    Die Frauen nehmen Sagrotan mit aufs Klo und schimpfen, noch bevor sie überhaupt pinkeln waren, über die mangelnde Hygiene.

    Nee, da möchte ich lieber für einen Holländer oder einen ungarischen Triebtäter gehalten werden, ehrlich!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.