Ich steh da drüben…

Kennen Sie das? Sie haben sich mit jemandem getroffen, sind kurz davor sich zu verabschieden, aber man könnte ja noch ein Stück des Weges gemeinsam gehen. Da fragt Ihr Gegenüber: „Ich stehe da drüben (in die Richtung zeigend). Wo stehst Du?“ Eine interessante Frage, schließlich steht man noch nebeneinander und hat eine Konversation. Mich hat diese Frage am Anfang immer sehr überrascht und ich dachte für einen kurzen Moment was gemeint sein könnte. Dann kam ich drauf, daß das geliebte Fortbewegungsmittel Auto gemeint ist. Doch so groß kann die Identifikation mit dem Allerheiligsten der Deutschen sein, daß sie über die motorisierte Dose reden, als wären sie es selber. „Ich stehe da drüben.“ bedeutet, daß das eigene Auto da drüben geparkt ist und dort quasi die Wurzel für den Kurztrip aus dem Auto, zum Bäcker, zurück zum Auto ist.

Mittlerweile muß ich immer lachen, wenn ich den Spruch höre, weil ich mir vorstelle, daß vor mir nur der Körper meines Gegenübers steht, der Geist vielleicht losgelöst dort drüben am Parkplatz ist. Tatsächlich scheint es ja so zu sein, daß sich mein Gesprächspartner in Gedanken mehr dort befindet, als neben mir. Eine Meditation meines Gegenübers quasi, bei der nur seine Hülle neben mir weilt. Aber ich vermute stark, daß es sich nicht um diese Meditation handelt, die man auch von Buddhisten und Yogi kennt, denn die meisten Menschen werden das nicht meinen, nicht mal kennen, wenn Sie den Spruch aufsagen. Deshalb muß ich wohl lächeln…