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Fotografie als Kunst

Fotografie ist in Deutschland leider immer noch ein Stiefkind. Nur wenige glückliche Menschen haben Eltern und/oder Lehrer, die die Fotografie auch in die Kategorie Kunst einordnen und es einem als Kind, Jugendlicher oder Erwachsenen nahe bringen. Ich persönlich hatte das Glück mit sieben Jahren meine erste Kamera in den Händen zu halten und damit zu fotografieren. Die Fotos sind erhalten und gar nicht so übel – viel wichtiger aber: sie waren der Einstieg in eines der schönsten Hobbys der Welt. In der Oberstufe hatten wir Herrn Zedelius (Werner-Jaeger-Gymnasium) als Kunstlehrer, der mir den Weg der Fotografie noch näher brachte, indem er mir die Grundlagen der Labortechnik erklärte. Und natürlich ging es auch im Kunstunterricht um die Fotografie in der Theorie und Bewertung. Allerdings kam das letzte Thema etwas zu knapp (was soll ich als Fotoenthusiast anderes sagen?). Ich vermute kaum jemand in Deutschland lernt im Kunstunterricht etwas über Farben, Bildgeometrie oder Fotografie im Speziellen?

Fotoschulen sind Mangelware

Das Ergebnis ist verheerend: nur wenige Menschen in Deutschland bewerten Fotografie als Kunst. Das liegt in meinen Augen daran, dass kaum jemand weiß, was sich hinter Fotografie an Wissen und Kunst verbirgt. Nicht allein die Dynamik, die Motivwahl, der Bildausschnitt, die Bildgeometrie, Farbe oder s/w/monochrom, Wahl der verwandten Technik sind wichtig. Auch der Umgang mit dem Menschen vor der Kamera, die Ideen für das Foto, die Wahl der Präsentation sind wichtig. Das Normalste was der Verbraucher als Foto anerkennt, sind seine eigenen Urlaubsfotos (Anm.: Hier zur Fotoschule für Urlaubsfotos). Über die Fotos in Zeitschriften wird er nur nebenbei drüber sehen und wird diese oft für Werbung halten und nur oberflächlich konsumieren.

Dabei stelle ich gerade bei meiner beruflichen Tätigkeit als Fotograf immer wieder fest, dass die Kunden, welche Wert auf gute Fotos von sich oder Ihren Liebsten legen, eine große Affinität zur Fotografie haben. Meist fotografieren diese Kunden selber sehr ambitioniert. Das heißt, sie legen viel Wert auf eine gute digitale Kamera mit weitergehenden Funktionen wie Blendenautomatik oder Zeitautomatik, gute Schärfe, Auflösung und Zoom. Viele dieser Menschen erkennen ein gutes Foto dann auch wesentlich eher.

Der gesamte Lernprozess ist ähnlich wie beim Sprechen lernen als Kind oder Jugendlicher: man lernt erst die Laute, dann die Technik (Vokabeln, Grammatik), dann die Wortspiele, dann vielleicht sogar die Lyrik der Sprache kennen. Am Ende schreibt man womöglich aus Spaß an der Sprache in einem Blog oder endet als Schriftsteller oder Redakteur.

Fotoschule Roskothen – Ganz einfach Fotografieren lernen

Die Fotografie am Strand (ich übertreibe mal) sind die ersten Laufversuche. Die ambitionierten Fotoamateure werden bald mehr Zeit mit der Kamera verbringen und sich über das Internet oder Magazine oder Bücher weiterbilden. Eine sehr schöne Möglichkeit noch mehr zu lernen sind Fotoexkursionen. Auch die habe ich schon begleitet und weiß um den Austausch zwischen den Menschen, das Anlernen durch den Leiter, die Möglichkeiten der Bildbesprechung in der Nachfolge. Eine sehr schöne Art die Fotografie weiter zu vertiefen. Hinzu kommen oft Freundschaften unter den Teilnehmern, die sich in der Folge durch das gemeinsame Hobby vertiefen.
Die größte Chance für die Fotografie als Kunst liegt wohl in der digitalen Technologie. Zwar ist die im Foto sicher nicht immer besser als die analoge Fotografie, kann jedoch gleich nach dem Auslösen korrigiert werden und verhilft schneller zum Lernerfolg. Natürlich ist das kleine Display nicht wirklich eine sehr große Hilfe, aber spätestens am Monitor des Computers findet man schnell heraus, was man hätte besser machen können – man kann Belichtung, Bildgeometrie, Ausschnitt und Farbe oder s/w beurteilen und bestimmen, sogar noch gut korrigieren (hervorragend sind Kameras mit RAW-Formaten für die nachträgliche Korrektur geeignet).

Durch den sehr preiswerten Umgang mit Fotos, die nicht alle als Abzug enden müssen, hat der Mensch hinter der Kamera jetzt die Möglichkeit, schneller Fotos zu machen, zu beurteilen und neu zu fotografieren. Damit steigt das Interesse an der Fotografie merklich und auch die professionelle Fotografie wird in den nächsten Jahren immer neue Kunden gewinnen, da die Aufmerksamkeit und die Kundlichkeit der Menschen steigen wird. Die Affinität zum professionellen Foto wird höher werden.

Digitale Kamera als Geschenk

Viele Menschen werden in diesem Jahr zu Weihnachten vielleicht eine digitale Kamera unter dem Weihnachtsbaum finden. Sie werden damit noch nicht zum professionellen Fotografen oder zum Fotokünstler. Denn ein guter Herd und Kochtopf machen nicht sofort einen guten Koch, aber sie werden fotografieren und dazu lernen. Am Ende kann es durchaus sein, dass die Fotografie ein großes Hobby von Ihnen wird oder sogar der Beruf. Alles ist möglich und durch die Grenzenlosigkeit im Internet ist es nicht einmal mehr schwierig, sich Hilfe zu holen. Sie können in eigenem Fotoblog oder Fotogemeinschaften, Foren und Fotowissensseiten blättern, Ihre Fotos ausstellen und Fragen stellen, die prompt von kompetenten Menschen (oft Profis) beantwortet werden.

Die Chance für die Fotografie als Kunst anerkannt zu werden, liegt tatsächlich in der digitalen Fotografie. In Deutschland ist die Fotografie im Moment noch ein Stiefkind. Sie wird auf Schulen nicht genügend thematisiert, wird später oft als Kunst vom Menschen nicht anerkannt. Das ist in den USA anders. Dort kaufen Menschen Fotografien für Ihr Büro oder zu Hause und wissen um die Kunst genau Bescheid. Die Dienstleistung der Fotografie oder Fotokunst (Fotokunst halte ich für mehr als gute Technik) ist in den USA viel weiter anerkannt als in Deutschland. Aber das gute Foto, die Fotokunst wird auch in Deutschland ständig mehr Aufmerksamkeit erhalten und ich bin sehr zuversichtlich, denn immer mehr Menschen haben einen Blick für die Fotografie – ein gutes Auge eben.

Fotoschule Roskothen

Nachtrag 2014: Peter Roskothen hat vor einigen Jahren die Fotoschule Roskothen gegründet und schult Fotografie. Fotoschule >>

P.S.: in meinem Fotowissen-Blog finden Sie noch mehr zum Thema Fotografie, unter anderem auch diesen Artikel

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