Gestern sprach meine Hand zu mir und sagte: Peter, der „Gips“ muß dringend ab. Die Hand hatte mir das schon häufiger in den letzten fünf Wochen mitzuteilen versucht. Dabei hatten mal die Finger mit völliger Eingeschlafenheit, mal die verschuppte und völlig desolate Haut, mal der leicht süßliche Verwesungsgeruch zu mir geprochen. Letzterer stellte sich nur als Schweiß und Bakterienpool heraus, als ich mich über die Anweisung des Doktors aus Anrath hinwegsetzte und die Schiene aus Fieberglas (besser als Gips) selbst abnahm. Ohnehin schwankten die Angaben von drei Ärzten zwischen drei und sechs Wochen. Die liebe Bille hatte mir zwischen vier und fünf Wochen vorausgesagt. Gestern abend hatte meine Hand die Nase gründlich voll und wollte erlöst werden. Dieses Gefühl stellte sich gestern deutlicher als zuvor ein und das Gefühl den „Gips“ los zu sein ist unvergleichlich. Nicht nur schön, sondern auch ein wenig beklemmend insofern, als die Finger noch längst nicht alles machen, was mein Hirn ihnen vorgibt. Auch ist das Handgelenk nicht mehr das alte, in seiner Beweglichkeit und Kraft. Das Gefühl von Fremdheit der Finger wurde noch verstärkt durch das platte Aussehen des kleinen Fingers, der in der Schiene völlig gequetscht und derangiert wurde. Kein Wunder also, daß er sich taub anfühlte und so platt aussah.

Jetzt geht das mit dem Tippen schon wieder und es ist eine so merkliche Erleichterung im Vergleich zum sieben Fingersystem der vergangenen Wochen. Die Bilanz: man weiß oft nicht wie schön es ist gesund zu sein, alle Gliedmaßen zu haben und nur geistig ziemlich imperfekt daher zu kommen. Der Körper ist etwas wunderbares und will unbedingt beachtet und gepflegt werden. Ich meine, man muß unbedingt auf seinen Körper hören. Der „Gips“ war überfällig.

Fiberglasschiene für den gebrochenen Mittelhandknochen

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