Etikette Kommerz

Beckenbauer überall

Ob für Knorr-Suppe, Yellowstrom, E-Plus, O2 oder andere Marken: Beckenbauer ist im Fernsehen und der Printwerbung überall zu sehen. Er ist sich offenbar für nichts zu schade und macht sich gleichzeitig unglaubwürdig. Wer Beckenbauer aus seiner aktiven Fussballzeit her kennt, der weiß, was er sagt das kann oft sehr arrogant klingen. Er ist die Person, die mir jedesmal einen Schauer über den Rücken laufen lässt, weil ich denke: der hat sich aber unheimlich selber lieb. Ist das nur mein Eindruck?

Wer so viel Werbung für so verschiedene Marken macht wie er, der kommt leicht in den Ruf sich zu prostituieren, seine Haut an jeden zu verkaufen. Und das ist in der Werbung nicht glaubhaft. Mir ist nicht klar, wie es Unternehmen und Agenturen geben kann, die so am Geschmack vorbei gehen. Erst E-Plus dann gleich darauf O2. Immer schwimmt er mit Kiemen unter Wasser und blubbert was nach oben. Bei mir ist er längst abgesoffen, weil er auf mich mit all der Werbung einen höchst zweifelhaften Eindruck macht und schlimm hinter dem Mammon her zu sein scheint. Wie sonst kann man so viel Werbung erklären?

Nach der WM wirbt Beckenbauer übrigens nicht mehr für O2, angeblich weil sein Vertrag ausläuft. Man vermutet dass sein neues Engagement für Kommentare zu Fussballspielen im Internet durch die Telekom der wahre Grund ist. Hat Beckenbauer dann fast alle Anbieter der Telekommunikation durch?

7 Kommentare zu “Beckenbauer überall

  1. Peter W. Sawatzki

    Habe zu Herrn Beckenbauer keine Meinung. Ich kenne ihn nicht näher. Aber grundsätzlich würde ich es auch so machen, wenn mir ein Tütensuppenhersteller 500.000 Euro oder mehr anbieten würde.

    Die Wechselwirkungen der Werbung werden oft überschätzt. Ich glaube kaum, daß irgendjemand ein Handy kauft, nur weil Franz Beckenbauer dafür Werbung macht.

    Man möchte das Image des Prominenten auf das Produkt wirken lassen, aber ich bin damals auch nicht häufiger zu EDEKA gegangen, als Rudi Carell dafür geworben hat und den kenne ich immerhin sogar persönlich.

    (Rudi Carell stammt aus Alkmaar/NL, also gleich nebenan von Peter Roskothen und ist mit dem Vermieter unseres holländischen Ferienhauses zur Schule gegangen. Als er 1975 mal bei diesem Vermieter auf Stippvisite war, durfte ich Rudi dem Großen mal die Hand schütteln und ein paar Worte mit ihm wechseln.)

    Ich bin trotzdem nicht zu EDEKA gegangen :-)

    Rein persönlich geht mir dieser Günther Jauch mehr auf den Keks. Außerdem finde ich es ganz bedenklich, daß Bierhersteller die Volkssucht Alkoholismus dadurch noch fördern, daß sie vorderhand für jeden getrunkenen Kasten Bier ein Stück Regenwald oder ein indisches Kind retten.

    Aber Halt! Was habe ich da geschrieben: jeder getrunkene Kasten Bier?

    Das stimmt ja gar nicht. Für jeden VERKAUFTEN Kasten Bier wird Regenwald und Kind gerettet!

    Was müssen wir also tun, um gleich zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen? Massenhaft Kastenbier dieser Firma kaufen, um den Wald zu retten und indische Kinder vor dem Teppichknüpfen zu bewahren und dann das Bier in den Gully gießen, um ein paar arme Menschen vor dem Alkoholismus zu bewahren! Jawoll!

    Aber mal Ernst beiseite: Wäre ich nur ein bißchen prominent, würde ich mich auch vor den Werbekarren spannen lassen und mir denken, wenn die so doof sind, mir dafür Geld zu geben: Na dann bitte her damit.

    Es hat Herrn Fuchsberger nicht geschadet, daß er für 4711 Reklame gemacht hat und Herrn Kulenkampff nicht, dass er für Pfeifentabak geworben hat.

    Im Waschmittelbereich beispielsweise sieht es so aus:
    Nur 5% der Hausfrauen sind überhaupt für Waschmittelwerbung empfänglich. Amerikanische Studien gehen sogar von nur 3% aus. Diese Studien besagen, daß diese paar Prozent dann auch noch in den untersten Bildungsschichten angesiedelt sind. Wen wundert es da, daß Waschmittelwerbung so ist, wie sie ist? Sie wird ganz bewußt für die 3-5% der blödesten Frauen Deutschlands gemacht.

    Wenn mich überhaupt was aufregt bei der Fernsehwerbung (und an die habe ich mich inzwischen gewöhnt, weil ich da immer aufs Klo gehe und schnell mal einen Kasten Regenwald-Bier wegschütte), dann ist das Handy-Klingelton-Jamba-Werbung! Die finde ich gelinde gesagt zum Kotzen! Und nicht gelinde gesagt: Ich habe gar nicht genug Körperöffnungen, um adäquat auf Jamba-Klingelton-Reklame reagieren zu können.

    Wie doof muß man sein, um sich für 4,99 Euro einen singenden Frosch aufs Handy zu laden und dann nichtmals zu merken, daß man automatisch das Super-Jamba-Vorteilsabo gleich mit gebucht hat und nun jede Woche drei neue Klingeltöne aussuchen darf, für jeweils 4,99 Euro. Wie doof muss man da sein und wer ist so doof?

    So doof sind unsere Jugendlichen und Kinder! Und da sind ein paar mehr Prozent doof, als bei den universitätsstudienberechneten 3-5% doofen Hausfrauen.

    26% aller Kinder und Jugendlichen sind heute schon verschuldet und davon sage und schreibe 80% bei Handy- und Klingeltonfirmen.

    Als ich in den frühen 80er Jahren mal Leiter eines Rechenzentrums in Frankfurt war, konnte ich mir angesichts der hohen Hardwarepreise gar nicht vorstellen, daß einige Visionäre Recht haben könnten, als sie behaupteten schon 10 Jahre später würde mehr Geld mit virtuellen Diensten verdient als mit der Hardware.

    Hallo, die haben Recht behalten! Heute wird mit Hardware gar nix mehr verdient. Aber gleichzeitig werden mit Jamba-Bimmel und 0900er-Telefon-Stöhnerinnen Millionen abgesahnt.

    Über die 0900er-Stöhn-Reklame rege ich mich übrigens nicht auf. Da sieht man wenigstens mal ein paar Titten und wenn die Reklame kommt geh ich ja sowieso Regenwald wegschütten.

    Außerdem: Ich kenne da eine Frau, die ist ja sowas von häßlich! Also da würde ich lieber den verschrumpelten Ötzi küssen, als diese Frau anzufassen. Außerdem scheint sie sich nicht zu waschen, geschweige denn ihre Zähne zu putzen. Lustigerweise verkauft sie im Hauptberuf Fleisch an der Fleischtheke im Supermarkt. Ich kauf da nicht! Aber nebenberuflich stöhnt sie für eine 0900er-Firma.

    Und immer wenn ich die 0900er-RUF_MICH_AN!-Reklame sehe, freue ich mich diebisch, weil ich mir vorstelle, daß irgendwelche notgeilen Typen jetzt statt „Ramona dem rassigen Peitschenluder“ unsere schmuddelige, stinkende Fleischwarenfachverkäuferin am Telefon haben…

    Liebe Grüße
    Peter

  2. Claudia Scharf

    Hallo Peter, es ist soweit mein erster Kommentar zu deinem wirklich sehr gelungenem Weblog – Glückwunsch. Zu Beckanbauer selber habe ich eigentlich auch keine Meinung – Werbung finde ich nur gut, wenn sie wirklich lustig ist („Mami, warum schminkt sich der Papi?“ nur ein Beispiel) Meistens kann ich mir dabei auch fast nie merken wofür die Werbung ist, was nicht gerade für die Werbung spricht, aber ich bin eh nicht unbedingt der Typ der auf Werbung „reinfällt“. Wo wir gerade beim Thema TV sind hätte ich noch eine kurze Anmerkung, auch wenn es nicht´s mit Werbungzu tun hat. Die Rätselsendungen auf dem Sender 9 Live, Viva ect. kann ich einfach nicht verstehen. Es passiert schon mal, dass man beim zappen in der Werbepause auf diesem Kanal hängen bleibt und ich mich jedesmal frage ob es keine anderen Jobs gibt, oder ob die Moderatoren wirklich so viel Geld dafür bekommen sich über Stunden hinweg zum Idioten zu machen. Ich bin dankbar, dass ich einen „richtigen“ Beruf erlernt habe und gespannt wofür unsere Promis als nächstes werben….
    Liebe Grüsse
    Claudia

  3. @2: Claudi, ich bin stolz auf Dich. Endlich eine Kommentar, auf den ich so lange gewartet habe. Der Herr Sawatzki (@1) schreibt ja immer so lange Sachen :-) und man weiß nie wie ironisch er das meint. Lach.
    Ich finde das klasse, dass Du Dich zum Thema Werbung äußerst und ich teile Deine Meinung, dass nur lustige Werbung Sinn macht. Diese verkappten Sex- Anruf- Gewinnsendungen die da meist nachts laufen, die zählen darauf dass man so doof ist die 0.49 EUR für das Telefonat zu investieren. Und tatsächlich scheinen Tag für Tag immer so viele Leute drauf reinzufallen, dass es sich lohnt. Gesetze dagegen scheint es nicht zu geben. Oder vielleicht sitzt da ein Politiker im Aufsichtsrat der Sender? Es scheint wieder nur um Geld zu gehen. Schließlich gibt es ja auch diese blöden Callcenter die einen nur von der Arbeit abhalten wollen mit ihren Anrufen. Ich lege da immer den Hörer weg und sage ab und zu „Ja“, „Nein“, „Ich weiß nicht“ bis die merken dass ihr Anruf nur Geld und Zeit kostet. Vielleicht erbarmt sich da auch bald mal einer und verpflichtet die Callcenter zwecks einfacher Anzeige weben unlauteren Wettbewerbes zur Einblendung der Rufnummer. Aber auch da scheinen wir weit weg zu sein von Politikern die für uns da sind.

  4. Peter W. Sawatzki

    Sorry, mein Lieber, aber ich hatte keine Zeit etwas Kürzeres zu schreiben ;-)

  5. Peter W. Sawatzki

    Noch was: Ich bin ein durchaus ernster Mensch, aber ich kann das um mich herum schon lange nicht mehr ernst nehmen. Was andere ernst nehmen, erheitert mich zumeist, das was mich erheitert, nehmen andere ernst. Bleibe ich ernst, hat das ernste Folgen, bin ich heiter, hält man mich für schwul, geisteskrank oder einen Niederländer, zumindest mal für irgendwas kurz vor einem Außerirdischen.

  6. Peter W. Sawatzki

    Das mit dem Rate-und-ruf-an-Fernsehen ist ausnahmsweise mal eine Sache, die nicht aus Amerika zu unser herübergekommen ist. Als Erfinderin gilt Christiane zu Salm, eine Fernsehfrau, die vorher bei Viva oder MTV war und den ursprünglich als Frauensender konzeptierten Spartensender TM3 leitete.

    Vor einigen Jahren hatte dieser Sender irgendwelche Fußballrechte exclusiv gekauft (Die Pilz-Liga? Ich meine die Champignons-League?). Schon da kam Verwirrung auf. Fußball in einem Sender der ansonsten eher Kochrezepte, die neueste Entwicklung auf dem Pumps-Markt und Schönheitstips im Programm hatte.

    Meines Wissens stand der Sender dann mal kurz vor der Pleite und es gab auch lizenzrechtliche Probleme.

    Frau zu Salm hat dann den Rundfunkstaatsvertrag mal genau gelesen und herausgefunden, daß die Sender Quiz- und Ratesendungen in nahezu beliebigem Umfang ausstrahlen dürfen.

    Früher hatten Ratefragen in Fernseh- und Radiosendungen einen völlig anderen Grund. In der technischen Urzeit waren die zurückgesandten Postkarten der Rätselteilnehmer ein Hilfsmittel zur Reichweitenermittlung. In Zeiten moderner Hilfsmittel ist das nicht mehr von so großer Bedeutung.

    Aus dieser Zeit stammt aber die Regelung, daß die Teilnahme an solchen TV-Rätseln nicht teurer als eine Postkarte sein darf, selbst wenn man anruft oder eine SMS schickt.

    Einer der Hauptkritikpunkte ist die Tatsache, daß nicht jeder Teilnehmer durchkommt, um am eigentlichen Ratespiel teilnehmen zu können. Das ist wohl auch rechtlich nicht abschließend geklärt.

    Kurz gesagt, ich find’s zum Kotzen.

  7. @4+5+6 Hi Sie Lieber, machen Sie weiter mit Ihren Beobachtungen. Sie sind großartig und toll geschrieben. Ich bin oft sicher, dass Ihre Kommentare schöner sind als mein Geschreibsel :-) Ihr letzter Kommentar hätte natürlich auch aus einer Zeile bestehen können, aber ich finde ihn gerade wegen des Spannungsaufbaus so gut. Die ganze Zeit fragt man sich: „Was mag Doc Sawatzki wirklich davon halten?“. Und dann zum Schluss ist man ganz erleichtert, dass sie zu den fundierten Hintergründen auch eine sehr menscheliche Meinung haben. Thanxx!

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