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AGs sind oft skrupellos und dumm

Was sich eine AG wie das Unternehmen Nokia dabei denken mag, Millionen in die Werbung zu stecken und dann diesen Aufwand in einem Satz mit der Schließung des Werkes in Bochum kaputt zu machen, bleibt mir persönlich schleierhaft. Man kann doch gar nicht so viel gute Werbung schalten wie man mit solch einer Aktion kaputt macht. Zunächst wären da die Mitarbeiter, deren Freund und Angehörige, dann so manch ein anderer Bürger, der für die gefühlte soziale Ungerechtigkeit der Werksschließung in Deutschland nie im Leben mehr ein Handy dieses Herstellers kaufen wird. Auch sind die Schlagzeilen der Millionensubventionen und der gleichzeitigen Verlagerung der Produktion nach Rumänien sicher die schlechteste Werbung, die man machen kann. Wie kommt man auf so selten dämliche Ideen, Millionen zu kassieren für Arbeitsplätze, um die Mitarbeiter dann hier komplett zu entlassen und statt dessen im Billiglohnland Rumänien zu produzieren? Wie viele Unternehmen sind bereits aus dem Ausland zurück gekommen und haben wegen der schlechteren Qualität wieder in Deutschland produziert?

Hat die Unternehmensleitung damit gerechnet, daß die Politiker das Verhalten gut heißen werden? Ganz offenbar sind nach Angaben der Westdeutschen Zeitung ja dann auch gar nicht genügend Arbeitsplätze geschaffen worden für die geleisteten Subventionen. Die Subventionen sind unser Geld! Es ist das Geld aller Bürger! Wir werden es uns doch wohl noch leisten können, die Fördergelder zurück zu fordern von skrupellosen dividendenorientierten Unternehmen, oder? So eine verdammte Sauerei. Haben Sie schon mal gehört, daß ein Einzelunternehmer oder kleiner, mittlerer Betrieb solche oder vergleichbare Subventionen bekommt? Merkwürdige Dinge passieren in unserem Staat. Und natürlich ist die Struktur der AG, die auf Ausschüttung an Aktionäre angelegt ist, völlig falsch weil sozial unverträglich. Wieso bekommen überhaupt AGs irgendwelche Subventionen? Damit diese Gelder an reiche Anleger / Aktionäre ausgeschüttet werden? Das ist doch völlig hirnrissig. AGs haben generell keine Subventionen zu erhalten. Gerne jedoch private Unternehmen wie GmbHs oder Einzelunternehmer, die kein Interesse am Arbeitsplatzabbau im Gegenzug für höhere Dividenden haben.

Bei Nokia kommt erschwerend hinzu, daß dort nach Auskunft der WZ besonders viele miteinander verheiratete Angestellte beschäftigt sind. Diese stehen jetzt ohne Ausgleich auf der Straße. Es mutet mir eher wie Sarkasmus an, daß die Unternehmensleitung das „Du“ im Werk untereinander anbietet. Besser ist in solchen Situationen immer das „Sie“, auch falls es dann komisch klingen würde einen der Verantwortlichen zu bezeichnen als „Sie Arschloch!“.

Und wenn die Subventionen nicht zurück kommen, sollte man das Geld von dem verantwortlichen Politiker zurück verlangen, der die Auflagen für die finanzielle Unterstützung nicht ausreichend ausgearbeitet hat.

Dieser Artikel ist meine persönliche Meinung. Warenzeichen, Logos und Handelsnamen sind Eigentum der jeweiligen Besitzer.

AGs sind oft skrupellos und dumm

3 Kommentare zu “AGs sind oft skrupellos und dumm

  1. Holger Ehrlich

    Das Hauptproblem der gesamten (Konzern-)Wirtschaft ist, daß niemand mehr langfristig denkt. Es zählt immer nur die nächste Quartalsbilanz. Darauf starren die Aktionäre und Börsianer wie das Kaninchen auf die Schlange. Niemand scheint mehr zu verstehen, daß es besser ist dauerhaft 7% Redite zu erwirtschaften als einmalig 30%. Niemand scheint mehr zu bedenken, daß die Arbeitnehmer auch Käufer sind. Die Erkenntnis des alten Henry Ford „Autos kaufen keine Autos“, ist längst verloren gegangen. Bleibt im Falle von Nokia nur zu hoffen, daß sie der Kunde ähnlich abstraft wie zuvor BenQ.

  2. Zur Ergänzung von Holgers Kommentar:
    Der Absatz von BenQ war nach der Schließung der Werke in München, Bocholt und Kamp-Lintfort weggebrochen, weil der Konzern von den Verbrauchern in Deutschland abgestaft wurde. Nicht nur Handys, sondern auch Notebooks und Displays wurden nicht mehr vom deutschen Verbraucher gekauft.
    In Kamp-Lintfort verloren 1.700 Menschen ihre Arbeit. Nach einem guten Jahr (November 2007) suchten noch etwa die Hälfte dieser Menschen neue Arbeit.

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