Ich habe mich heute mit Stephan im Eiscaf getroffen. Stephan und ich saßen an einem Tisch für vier Personen weil sonst nichts frei war. So waren wir tief in lebenswichtige Gespräche versunken und störten uns nicht daran, als ein weiterer Stammgast an unserem Tisch Platz nahm. Ich finde das amerikanische „Family-Diner-Prinzip“ gut, weil wildfremde Menschen an einem Tisch sitzen und etwas draus machen können. Wir hatten zwar heute nicht das Bedürfnis, weil wir viel Redebedarf hatten, aber das Prinzip ist klasse.
Nach etwa fünf Minuten steckte der Mensch sich eine Zigarette an und genau an der Stelle dachte ich bei mir: Es gibt Typen für die müssen Gesetze gemacht werden. Verbote und Einschränkungen, die die Menschheit vor diesen Mitmenschen schützen. So gibt es 30er Zonen, die nicht nötig wären, wenn alle so viel Gefühl hätten bei Kindern einfach langsamer zu fahren. Und es gibt Raucher die nicht fragen und sich auch nicht daran stören, ob jemand gerade sein Essen bekommt oder einfach nicht mitrauchen möchte. Raucher stecken sich einfach eine an. Die allermeisten jedenfalls. Ich war natürlich auch mal einer und vielleicht bin ich deshalb heute so allergisch dagegen. Kennt man ja :-).

Wir haben uns umgesetzt an einen anderen Tisch. Die Lösung ist das nicht, weil Eis (auch viele Kinder die das essen) und Rauchen sowieso schlecht zusammen passen. Mir ist schleierhaft warum es nicht längst wie in England oder den USA läuft. Wahrscheinlich weil dann die Steuereinnahmen weniger werden und die Bundesregierung jetzt schon vorne und hinten nicht mehr weiß, woher sie das Geld nehmen soll? Oder wollen wir drauf warten dass Raucher Stil beweisen und es eine halbe Stunde ohne Zigarette schaffen? Immerhin hat er was gemerkt als wir uns umgesetzt haben :-).

5 Kommentare zu “Rauchen

  1. nickelartist

    Au weh… ich bin auch Raucher… :-(
    Ich hoffe, ich bin nicht so stillos. Manchmal stecke ich mir auch ganz unbewusst eine an. Die Macht der Gewohnheit, würde ich sagen…
    Wenn ich wirklich „bewusst rauchen“ würde, wären es pro Tag auch bestimmt weniger Zigaretten. Da würde man sich manchmal sicher nicht so sinnlos eine nach der anderen anstecken…
    Naja, aber ich höre sowieso noch eines Tages damit auf.
    Glückwunsch übrigens, dass Du davon weg bist! ;-)

  2. Ich war noch nie Raucher. Vor ein paar Jahren irgendwo am Atlantik rauchte pardon paffte ich mal eine Zigarillo. So 1-3 Zigarillos im Jahr rauche ich, weil es so sehr nach Lagerfeuer riecht. Sonst nichts.
    Das mitdem umsetzen war sehr gut von Ihnen.
    Ob das System American-Diner heißt weiß ich nicht. Ist aber fast eigentlich überall so außer in den deutschsprachigen Ländern Europas. Frankreich vorneweg und die iberische Halbinsel sowieso. Da werden auch Kneipen nicht nach dem ALter getsaffelt. Jeder kann da mit jedem. Alter und Stand interessieren niemanden, daß gefällt mir.

  3. Hallo nickelartist,
    ich glaube schon dass es auch Raucher gibt die Rücksicht nehmen. Abgesehen davon kann jeder mal eine halbe Stunde aussetzen oder nach draußen gehen, der rauchen möchte. Schließlich schaffen es alle zu pausieren, wenn sie in Urlaub fliegen. Das Verbot wird hier auch kommen und dann geht das plötzlich alles. Ich finde es gut, wenn sich manche guten Restaurants jetzt schon ein eigenes Rauchverbot geben oder zustätzlich eine Raucherlounge einrichten. Dort gehe ich besonders gerne hin. Ich habe nichts gegen Raucher, ich war ja selber mal einer. Aber es ist manchmal etwas penetrant wenn man gerade sein Essen bekommt und in diesem Moment jemand nebenan eine anzündet.

    Hallo rollinger,
    ich habe das einfach American-Diner genannt. Ich wusste nicht, dass es in anderen europäischen Ländern auch so unkompliziert und sozial zugeht. Finde ich klasse :-)

  4. Das Thema Rauchen in der Öffentlichkeit eignet sich ja immer prima zum Lametieren. Ich kann da auch nur mit einfallen. Gerade gestern hat sich jemand in einem Restaunrant direkt neben mir eine angezündet, als ich mein Essen bekam. Mir war gerade nicht nach Streit und umsetzen ging auch nicht. Also ertrug ich das mal tapfer und zähneknirschend.
    Wie Nickelartist klar sagt, es fehlt das Bewußtsein. Als ich noch rauchte (immerhin 20 Jahre lang), kam ich auch seltenst auf die Idee, ich könnte damit andere Leute belästigen oder schlimmeres. Ich weiß noch, wie mich in der Uni damals in den gewissen Seminaren die ewig gleichen Leute mit ihren Nichtraucheranträgen genervt haben.
    Ich glaube heute, es hat was mit Achtlosigkeit zu tun. Und zwar zuallererst sich selbst gegenüber. Man schadet sich selbst, indem man raucht, verdrängt das natürlich gleich (oder schon vorher) und kann dann natürlich auch nicht mehr realisieren, daß man anderen ja ähnlich schadet.
    Ich selber rauche zwar nichtmehr, aber Achtlosigkeit bemerke ich an mir und anderen trotzdem andauernd. Und das nervt mich ganz schön… Vielleicht können wir da mal einen Club gründen, der die Abschaffung der Achtlosigkeit betreibt oder so.
    *fragend in die Runde guck*

  5. Peter W. Sawatzki

    Grapf hat den richtigen Ansatz gefunden, denke ich.

    Es geht nicht ums Rauchen. Das Rauchen und die Raucher eignen sich bloß im Moment besonders zum Polemisieren und sind doch eine gute Zielscheibe.

    Immer aus der Sicht des jeweils anderen haben die Radfahrer was gegen die Autofahrer, die Fußgänger was gegen die Radfahrer, usw.

    Ich finde, wir bräuchten insgesamt mal wieder ein bißchen Respekt. Respekt vor dem anderen und ein Bewußtsein, daß der andere genau so viel wert ist, wie man selbst. Das würde schon reichen.

    Heute ist doch jeder nur noch mit sich selbst beschäftigt, nimmt nur noch sich selbst wahr und wichtig.

    Ich persönlich nehme mich da auch gar nicht aus, auch wenn ich mir Mühe gebe.

    Aber genauso schlimm wie die Raucher finde ich zum Beispiel Leute mit Kinderwagen. Wenn es irgendwo ganz besonders eng zugeht, zum Beispiel auf der Kirmes, dann gibt es garantiert Leute die mit einem riesengroßen Kinderwagen und vielleicht noch einem Deutschen Schäferhund an der Leine (Hund trägt in diesem Fall immer so ein witziges rotes Halstuch) mitten durch die Menge müssen.

    Diese Leute finde ich ebenso unmöglich wie Rucksackträger. Rucksackträger tragen ihre Rucksäcke ja nicht vorwiegend bei Gebirgswanderungen, sondern bei Buch-Kober, wo es ganz besonders eng ist.

    Und dann diese vielen Handy-Lauttelefonierer! Früher konnte ich mich ja stundenlang über die Nordic-Walking-Leute aufregen. Ich hab immer gedacht, die seien doof, weil sie ihre Ski vergessen haben. Aber diese Phase legt sich langsam und ich habe eine neue, viel stärkere Aversion entwickelt. Und zwar gegen Leute die ständig so ein Blauzahn-Teil im Ohr haben, an dem immer eine kleine blaue Lampe blinkt.
    Gut, diese Bluetooth-Dinger sind praktisch, wenn man mal im Auto telefonieren muss. Ich sehe auch ein, daß die moderne Handy-Technik unser Kommunikationsverhalten grundsätzlich und grundlegend verändert hat. Aber warum um alles in der Welt muß eine ganz normale Hausfrau oder ein Rentner oder mein seit 14 Jahren arbeitsloser Nachbar mit so einem blinkenden Blauzahn bei Aldi einkaufen?

    Sie laufen dann an der Sanella-Ecke vorbei und plätzlich klopfen sie sich aufs Ohr, um diesen Blauzahn in Betrieb zu nehmen. Manche müssen auch drücken, statt zu klopfen. In jedem Fall machen sie an ihrem Ohrenzahn herum und dann beginnen sie zu erzählen.

    Ich habe ja auch schon mal telefoniert oder mich im Restaurant oder im Supermarkt unterhalten. Nicht nur hunderte, vermutlich tausende von Malen… Ich weiß nicht warum, aber ich schlage dann immer eine Tonart an, die eher verhalten ist. Man will doch nicht, daß jeder andere mitbekommt, was man zu erzählen hat!

    DIE wollen das aber offenbar. So erfahre ich vom Blauzahn, daß er sich mit Üzgür treffen will, von einem Rentnerpaar höre ich, daß sie noch Schnittkäse kaufen müssen, weil der Jens am Wochenende kommt und das alles quasi quer durch den Laden. (Siehe da, man kann Sätze schreiben, in denen zwei Wörter mit „Q“ hintereinander kommen!).

    Ich finde das respektlos. Respektlos all denen gegenüber die ihre Ruhe haben wollen, die Jens und Üzgür nicht kennen, die auf der Kirmes keinen Kinderwagen in den Hacken haben wollen und die nicht überall auf dem Gehweg von Radfahrer umgefahren werden möchten.

    Es sind also keinesfalls nur die Raucher. Es sind die Respektlosen insgesamt!

    Egal, wie man es uns im Moment suggeriert und zur amtlichen political correctness erklärt: Rauchen ist doch immer auch eine gewisse Genußsache.
    Als Raucher schämt man sich doch heute schon fast, wenn man mal Lust auf eine Kippe hat.

    In einem Restaurant zahlt man viel mehr Geld fürs Essen, als zu Hause und das liegt daran, daß man den Service mitbezahlt, das Ambiente und das Wohlfühlen. Raucher haben das ebenso bezahlt, wie Nichtraucher.

    Zigarren haben z.B. immer schon gestunken. Früher hat man aber lange nicht so aggressiv reagiert, wenn mal jemand eine Kubaröhre angezündet hat. Man hatte mehr Respekt voreinander, vor den Ansichten des Anderen, seinen Angewohnheiten, auch wenn das vielleicht unangenehme waren.

    Heute zählt nur noch jeder für sich selbst und jeder andere, der irgendwas macht, was einem nicht passt, ist der Feind.

    Mehr Toleranz, mehr Respekt, das würde vielen gut tun, finde ich. Dann klappts auch mit dem Miteinander, auch von Rauchern und Nichtrauchern.

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