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Kritik an Helmut Schmidt

In der neuen Ausgabe DIE ZEIT vom 17.03.2011 findet man auf Seite Sieben ein Interview mit Helmut Schmidt über das Thema Atomkraft sowie das Krisenmanagement der japanischen Regierung unter dem Titel „Alles hat sein Risiko“.

Sehr verehrter Herr Schmidt: Es ist kein Geheimnis, daß ich ein Fan von Ihnen bin, daß ich gleichermaßen Ihre politischen Fähigkeiten wie Ihr Wissen schätze. Aber Ihr Interview „Alles hat ein Risiko“ ist eine Farce. Sie sind Zeit Ihrer Amtszeit ein Befürworter von Atomenergie gewesen und haben nicht nur deren demokratischen Gegner, sondern auch Zivildienstleistende immer abgelehnt. Das war nicht nur sehr undemokratisch, sondern auch unüberlegt und verantwortungslos. Im Falle der Atomkraft haben weder Sie, noch Ihre Vorgänger oder Nachfolger je eine vernünftige Möglichkeit aufgezeigt, wohin der Müll soll. Es gibt und gab dafür auch vor 30-40 Jahren zu Ihrer Amtszeit keine Lösung. Insofern kann ich Ihre Fehlbetrachtung in Sachen Atomkraft „…ich habe die Politik meiner Amtsvorgänger unverändert fortgesetzt…“ nur als Ausrede werten und zugleich ist das keinerlei Glanzleistung Ihrer Amtszeit gewesen. Im Gegenteil.

In meiner Erinnerung waren Sie ein Befürworter und haben damit die Mitverantwortung für den Dreck, den die Atommafia hinterlässt. Dieser verstrahlte Müll sollte Sie nicht mehr berühren, wohl aber die Generationen nach Ihnen und dadurch haben Sie die Schuld an einem der größten Verbrechen an den Kindern und kommenden Generationen, die nur noch belastete und verstrahlte Umwelt vorfinden werden. Ihr Handeln in dieser Angelegenheit war extrem verantwortungslos. Nicht mehr und nicht weniger veratnwortungslos als das Ihrer Vorgänger oder Nachfolger, das ist richtig.

Jeder kleine Junge konnte schon während Ihrer Amtszeiten erkennen, daß Atomkraft gefährlich ist. Und diese Gefahr haben Sie gekannt und kennen sie auch heute. Es handelt sich um Halbwertzeiten von über vierundzwanzigtausend Jahren. Daß Sie das so herrunterspielen mit den Worten „Alles auf der Welt hat sein Risiko“, ist verantwortungslos. Der schlimmste Unsinn, den ich je von Ihnen gehört habe ist dieser:

„Es ist für Politiker schwierig, die Qualität wissenschaftlicher Egebnisse zu beurteilen. Politiker … sind nur in Ausnahmefällen in der Lage, sich solchen Überblick zu verschaffen, dass sie die Ergebnisse der Wissenschaft selbst beurteilen können.!“

Ich wusste schon vor 30 Jahren mit etwa 18 Jahren ganz genau, daß diese Art der Energiegewinnung keine Berechtigung hat. Und Sie wussten das ganz genau auch. Es gab nämlich keine Endlager, es gibt sie bis heute nicht. Mit den Kernkraftwerken Energie zu gewinnen, ohne ein Lager zu haben war schon immer eine sehr seltsame Idee und hätte damals wie heute durch das Verfassungsgericht verboten werden müssen. Das ist so wie ein Kind absichtlich in den Brunnen fallen zu lassen, ohne ein Seil zu haben, um es wieder herauszuziehen. Und die vierundzwanzigtausend Jahre Halbwertzeit von Plutonium muss ich einem intelligenten Mann wie Ihnen nicht erklären oder?

Sie hätten in dem Interview das einzig richtige machen sollen: Sie hätten sagen sollen, daß es ein großer Fehler war die Atomkraft auszubauen und zu forcieren. Daß es ein großer Fehler war die Menschen auf demokratischen Anti-Atomkraftdemonstrationen wie den letzten Dreck zu behandeln und sie niederzuknüppeln. Daß es vermutlich Ihr größter Fehler war die Atomkraft zuzulassen. Und in der Tat: Sie hätten sich dafür entschuldigen müssen.

Ich gebe so unverantwortlichen Menschen wie Mappus, die immer pro Atomkraft waren und jetzt versuchen die Öffentlichkeit zu täuschen, den guten Rat, Ihre Fehler einzugestehen und zu erklären woher ihr Sinneswandel kommt. Und Herr Schmidt: wenn Sie Ihren Fehler nicht zugeben, dann machen Sie einen erneuten schwerwiegenden Fehler. Das Interview in der ZEIT war ein solcher.

Das einzig gute an dieser Angelegenheit ist, daß keiner Ihnen vorwerfen kann, daß Sie ein eigenes monitäres Interesse an der Atomkraft hatten. Das ist bei vielen Politikern heutzutage sicher nicht auszuschließen (Wolfgang Clement im Falle von Garzweiler, Gerhard Schröder mit Gazprom) und zeigt in welcher Bananenrepublik wir leben. Jeder macht mal Fehler, das steht auch Ihnen zu oder mir. Aber dafür muß man sich entschuldigen und natürlich muß man dafür die Verantwortung übernehmen.

Kritik an Helmut Schmidt

1 Kommentar zu “Kritik an Helmut Schmidt

  1. G.v.d. Osterflohe

    Bravo, ich bin es auch leid, dass Schmidt als der Über-Kanzler dargestellt wird. Er hat Schröders Reformen voll und ganz unterstützt, ihn sogar beraten. Damit hat Schmidt die Mitverantwortung für das Ende der sozialen Verantwortung der Unternehmen gegenüber den Angestellten und das als Sozial Demokrat. Er hat Pershing Waffen auch Deutschland bringen lassen, er war ein kalter abweisender Mann.
    Trotzdem war er im Vergleich zu den heutigen Politikern ein Gigant. Allerdings hatten wir auch mal ein gigantisch geiles Volk. Jetzt haben wir ein verblödete Konsumenten, die Merz, Söder etc wählen würden.

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