Allgemeines

Auswandern

Im Moment tragen wir uns wieder mal mit dem Traum auszuwandern. Die Fürs und Widers heben den Aufwand immer völlig auf und so bleibt man wo man ist: in Deutschland. Natürlich ist alles hinter dem Gartenzaun immer grüner. Auch hat man vielleicht das eine oder andere Land und Volk im Urlaub in besserer Stimmung erlebt als man während der Arbeit ist. Aber wer hat noch nicht vom Ausbüchsen geträumt.

Womit wir beim Thema wären: lässt man die Menschen im Stich, die man lieb hat, wenn man nach Amerika, England, Irland, Neuseeland, Mexiko oder Italien geht? Oder sollten die die Chance nutzen mit zu gehen oder wenigstens Besuche zu planen? Ist es eine Flucht oder eine Chance? Das kann man wohl wie immer von beiden Seiten sehen.

In jedem Falle ist in Deutschland gerade eine große Auswanderung zu bemerken. Fast jeder hat einen Bekannten oder Verwandten, der nach Neuseeland oder Australien ausgewandert ist. Und die Perspektive ist politisch in Deutschland mehr als deprimierend. Nicht weil es zu wenig Kinder gibt, sondern weil Politiker das machen was sie immer machen: sie richten sich nach Meinungsumfragen anstatt etwas zu bewegen. Seit vielen Jahrzehnten ist klar was mit den Rentenbeiträgen wird, wenn man hunderttausende in die Frührente entlässt, um Arbeitslosigkeitszahlen vorzutäuschen die nicht der Wahrheit entsprechen. Das Thema ist so alt wie wir und trotzdem hat es niemand ernsthaft gewagt der großen Wahlgruppe der Älteren die Rente ans Bruttosozialprodukt anzupassen. Damit hätte man die Wahlen verloren. Und wer glaubt die große Kooalition würde etwas anpacken, sieht sich bislang enttäuscht. Ein gutes Wort „enttäuscht“. Da ist man nämlich einer Täuschung unterlegen, als man dachte die könnten es sich ruhig leisten etwas zu tun.

Aber wohin gehen wir alle wenn es hier keine Perspektive gibt? Australien nimmt niemanden mehr auf. Ist Neuseeland eine Alternative? Mich persönlich reizt ein Land wie Österreich, England oder die Niederlande deshalb, weil man dort die Probleme erfolgreich angepackt hat und mit weitaus weniger Arbeitslosigkeit, Sozialnebenkosten, Gesundheitskosten auskommt. Dort wurde REFORMIERT. Welche Ideen haben Sie dazu? Es würde mich freuen eine lebhafte Diskussion auszulösen…

Auswandern

6 Kommentare zu “Auswandern

  1. Peter W. Sawatzki

    Über das Auswandern denken wir auch schon lange nach. Aber es sind die Umstände, die mich hindern. Zuerst war es die alte Mutter, die ich nicht allein lassen wollte. Als diese dann starb, passte es beruflich gerade nicht und dann sind da jetzt zwei kleine Kinder, die zur Schule gehen. Die haben auch ohne Umstellungs-, Anpassungs- und Sprachschwierigkeiten, die ein neues Land evtl. mitbringt, genug Probleme.

    Tja und dann ist es immer natürlich auch eine finanzielle Frage. Um irgendwo neu anfangen zu können, benötigt man Geld, viel Geld, denn auch woanders lebt es sich nicht umsonst/kostenlos.

    Über die Menschen, die man hier zurücklassen würde, habe ich mir auch schon GEdanken gemacht, aber letztendlich bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die sich im Falle eines Falles auch nicht um mich scheren würden.
    Mein Bruder ist vor vielen Jahren ausgewandert und hat in Übersee Karriere gemacht. Glauben Sie, der hat sich um mich geschert oder gesorgt? Der hat sich auch keine Gedanken um die alten Eltern gemacht. Genau in dem Alter, als ich hätte locker auswandern können, war er weg und überließ mir die Pflege der Eltern.
    Gut, es heisst ja schon in der Bibel: „…Bin ich denn meines Bruders Hüter?“ und manch einer glaubt, daraus schließen zu können, man müsse ja gar nicht für seinen Nächsten verantwortlich sein. Diese Leute vergessen aber, dass es Kain war, der dies sagte, kurz nachdem er seinen Bruder Abel erschlagen hatte.

    Nun denn…

    Wenn überhaupt, dann würden wir vermutlich nach Kanada oder, weil es besser geht, nach Paraguay auswandern.

    Grüßkes
    P.

  2. P.
    wie hätte sich wohl Ihre Mutter gefühlt, wenn sie gewußt hätte, wie Sie ihre Situation hinsichtlich der Auswanderungsgelüste beschreiben.Schuldig.

    Wir sind selber verantwortlich für alles was wir tun und auch für das, was wir nicht tun, oder nicht tun können.Es wird der Sache nicht gerecht, nach „Schuldigen“ zu suchen, oder ungünstige Umstände anzuführen.
    Es liegt ganz in uns. Wir sind sicher gut beraten, die Kanadas, Austaliens und Paraguays nicht überzubewerten.
    Ich bin in jedem Falle für´s Auswandern…wohin?
    Erste Empfehlung …….zu mir selbst. Sehr beschwerliche Tour, aber substanziell.
    Gute Reise!

  3. Ich wills mal so ausdrücken: wenns in der Höhle an allen Ecken und Enden tropft und die Reparatur nicht funktioniert, weil der Vermieter sich nicht bewegt, dann sucht man sich eine neue Höhle, oder? So ähnlich ist doch die politische und gesellschaftliche Situation in Deutschland, oder?
    Verantwortung hat man wohl in der ganzen Welt für das was man tut oder lässt. Außer dem Aikido, der Verantwortung und der Freude dort, meinen Eltern, unseren Freunden (die uns sicher auch woanders besuchen würden), hält uns hier nicht viel.
    Heute hatten wir eine Deutsche mit Ihrem englischen Partner hier zu Besuch und gleich war alles anders. Die Briten sind doch lockerer, humorvoller und können leben ohne Bürokratie. Ich denke in England könnte man schon viel erleben. Wer geht mit? :-)

  4. …..wir würden bei tropfenden Höhlen tatsächlich selber in die Hände spucken, statt auf den „Vermieter“ zu warten.
    Wie P. schon sehr richtig anmerkt, hat man woanders auch wieder Nachbarn und Kollegen, aber vor allen Dingen nimmt man ja sich selber immer mit und das kann möglicherweise durchaus der Grund für eine unzufriedene Befindlichkeit sein.

    Wenn man bei Krankheit in England, um ein Beispiel zu nennen, erst mal monatelang geduldig mit Schmerzen auf einen OP Termin warten mußte, würde sich die Reiselust sicher auch legen.

    P.!…..haben Sie noch nie etwas gefunden, was sie nicht vorher verloren hatten? Vielleicht gibt es Dinge, von denen Sie noch gar nicht wußten, dass sie zu finden sind.Eine Überlegung.
    Danke für ihre guten Reisewünsche, ich kann sie brauchen, denn die Reise scheint ziemlich umfangreich zu sein.Lach!

  5. Esther-Sensei ich weiß was Du meinst. Aber ich hatte nie vor Politiker zu werden. Das wäre die Lösung für Deutschland, lach. Ne lass mal. Hier ist nur im kleinen Rahmen gesellschaftlich etwas zu machen. Das rettet nicht wirklich das Land vor den Problemen die ungelöst da liegen. Ich weiß aber genau was Du meinst, sonst wäre das mit dem Auswandern ja auch einfacher. Ideale Länder und Völker sind vielleicht immer die, mit denen man ist. Und man kann natürlich etwas bewegen, das sehen wir ja im Dojo. Letztlich sind die Rahmenbedingungen der Politik nicht wirklich gut. Wie sagt Dein Sohn Lovis immer so schön: Aber hey… das Leben geht weiter.

  6. Peter W. Sawatzki

    Nö, man ist nur für das verantwortlich, was man tut oder lässt. Für die Umstände hingegen nicht.

    Man ist in ein gewisses Umfeld eingebunden und hat sich somit zwangsläufig mit den damit verbundenen Zwängen und Regeln auseinanderzusetzen.
    Allerdings ist man nicht zwangsläufig in diese Umfelder eingebunden, denn man kann sich ja ein neues Umfeld suchen.

    Ich bin nun lang genug auf diesem Planet, um zu wissen, dass man sich keinen Illusionen hingeben darf.
    In jedem anderen Land hat man auch wieder Nachbarn und bei jedem neuen Job auch wieder Kollegen usw.

    Aber: Wenn man sich lange genug umgeschaut hat, findet man oft Plätze und Situationen, an/in denen man sich besonders wohlfühlt. Was kann daran verkehrt sein, wenn man sich nicht schicksalergeben mit seiner Situation abfindet, sondern es anstrebt die besseren Plätze bzw. Situationen zu erreichen?

    Im Übrigen muss ich mich nicht selbst finden, weil ich mich noch nie verloren habe.

    In Bezug auf die konkrete Situation ist es so, dass meine Mutter sehr wohl von unseren Auswanderungsplänen gewusst hat. Dies war schon seit Jahren im Gespräch. Als ihre Krankheit dann eine Auswanderung unmöglich machte, hat sie das sehr bedauert. In einer intakten Familie musste sich aber niemand schuldig fühlen und das tat sie auch nicht.

    Insofern sucht hier auch niemand einen „Schuldigen“, sondern ich habe nur die Umstände geschildert, die eben ungünstig waren. Sobald die Umstände aber günstig sind, werden wir diesen Plan, oder einen von den vielen anderen, die wir haben, wieder ins Auge fassen.

    Für Ihre Reise zu Ihrem Substanziellen wünsche ich Ihnen bon voyage.

    P.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.